Amerzone – The Explorer’s Legacy im Test: Klassisches Point & Click mit Seele

Wenn Du auf der Suche nach einem grafisch eindrucksvollen Abenteuer mit melancholischer Story und ruhigem Pacing bist, dann könnte Amerzone – The Explorer’s Legacy genau Dein Ding sein. Aber Achtung: Dieses Spiel richtet sich nicht an Actionjunkies oder Open-World-Fans – denn Amerzone ist ein klassisches Point-and-Click-Adventure durch und durch.

Amerzone – The Explorer’s Legacy: Point & Click – nicht für jeden!

Im Gegensatz zu modernen Adventures, die offene Welten oder zumindest flexible Bewegungsfreiheit bieten, ist hier alles strikt vorgegeben. Du bewegst dich durch festgelegte Kameraperspektiven, klickst dich von Szene zu Szene und interagierst nur mit dem, was Dir das Spiel erlaubt.

Es gibt kein freies Erkunden, keine Sprünge, keine Kämpfe – dafür aber komplexe, logisch aufgebaute Rätsel, eine dichte Atmosphäre und eine Geschichte, die sich Zeit nimmt. Fans dieses Genres werden sich hier wie zu Hause fühlen. Wer allerdings moderne Steuerung oder offene Spielwelten erwartet, wird sich schnell eingeengt fühlen. Es ist also ein Spiel, das bewusst „altmodisch“ bleibt – im besten wie im einschränkenden Sinne.

Die Stärken: Grafik, Sound, Atmosphäre

Die Remake-Version setzt auf die Unity-Engine und liefert wunderschöne Landschaften, dynamische Lichteffekte und eine wirklich beeindruckende Dschungelkulisse. Besonders gelungen ist die musikalische Untermalung von Inon Zur, die jede Szene passend trägt – nie aufdringlich, aber immer atmosphärisch.

Story: Eine letzte Mission voller Melancholie

Du schlüpfst in die Rolle eines Journalisten, der dem sterbenden Entdecker Alexandre Valembois einen letzten Wunsch erfüllen will – das Ei der „Großen Weißen Vögel“ in ihre Heimat zurückbringen. Die Erzählung ist emotional, ruhig und eher nachdenklich als dramatisch. Wenig Action, viel Atmosphäre.

Die Rätsel sind gut gemacht – klassisch, aber logisch. Du sammelst Hinweise, kombinierst Objekte und öffnest verschlossene Mechanismen. Manchmal sind die Lösungen etwas kryptisch, aber nie unfair. Allerdings: Wer schon bei moderneren Titeln ungeduldig wird, dürfte hier schnell frustriert sein. Denn Fortschritt gibt’s nur, wenn man auch wirklich alles untersucht.

Für Sammler & Perfektionisten: 30 Trophäen auf der PS5

Wer gerne jede Ecke eines Spiels erkundet und alles auf 100 % abschließen will, bekommt mit der PS5-Version von Amerzone – The Explorer’s Legacy einen echten Anreiz: Das Spiel bietet 30 Trophäen, die clever über das gesamte Abenteuer verteilt sind – vom Story-Fortschritt bis hin zu kleinen Geheimnissen, die nur durch gründliches Erkunden aufgedeckt werden.

Hier ein paar Beispiele:

• Pulitzer
  Schließe alle Untersuchungen ab.
  → Für alle, die wirklich jeden Hinweis dokumentieren und analysieren.

• Kartograf
  Finde alle Eilbewegung-Karten.
  → Diese Karten erleichtern das Reisen – und zeigen, dass Du das Spiel wie deine Westentasche kennst.

• Höre Funksignale
  Höre die Hälfte der Funksprüche an.
  → Viele dieser Funksprüche sind optional, aber sie erweitern die Lore des Spiels erheblich.

• Zukünftiger Anwalt
  Kontaktiere das Büro von Marson & Lormont.
  → Eine kuriose Nebenhandlung, die zeigt, wie tief Amerzone gehen kann – wenn man sich darauf einlässt.

Die Trophäen sind keine reinen „Lauf geradeaus und hol sie Dir“-Belohnungen. Viele davon belohnen Neugier, Gründlichkeit und Kombinationsgabe – genau das, was Fans von Point-and-Click-Adventures so lieben. Und natürlich winkt auch hier die begehrte Platin-Trophäe, wenn Du wirklich alles gemeistert hast.

Fazit: Für Fans ein Geschenk – für Neulinge ein Risiko

Amerzone – The Explorer’s Legacy ist ein wunderbar inszeniertes Remake mit Herz und Seele. Wer klassische Adventures liebt, wird hier auf seine Kosten kommen. Aber das Spiel ist und bleibt ein sehr spezielles Genre-Erlebnis: linear, langsam, sehr strukturiert – und das muss man mögen. Wenn Du mit Spielen wie Syberia oder Myst etwas anfangen kannst, solltest Du Amerzone unbedingt eine Chance geben.

Wertung: 7,5/10 – Ein atmosphärisches Remake mit klarer Zielgruppe. Wunderschön, aber nicht zeitlos.