ARC Raiders PvP Balance: Warum Tryhards nie dominieren sollten
Wenn du dich schon länger mit ARC Raiders beschäftigst, weißt du, wie intensiv die Diskussionen rund um die PvP Balance und den Umgang mit Tryhards sind. Genau dazu liefert die neue Entwickler-Doku jetzt endlich Klartext. Embark zeigt darin offen, wie stark sich das Spiel in seinen sieben Jahren Entwicklung gewandelt hat – und warum PvP ursprünglich ganz anders gedacht war. Bereits in den ersten Minuten wird klar, wie groß der Spagat zwischen fairen Duellen, individueller Spielweise und der Angst vor übermächtigen Tryhards für das Team war.
Ursprünglich startete ARC Raiders ja als reiner PvE-Titel: Du und dein Squad gegen gigantische Maschinen, Kooperation statt Konfrontation. Der Fokus lag komplett auf dem gemeinsamen Überleben, nicht auf Kopfschüssen gegen andere Spieler. Doch irgendwann wurde klar, dass sich dieses Konzept schwer finanzieren lässt – und noch schwerer vermarkten. Also entschied Embark, das Spiel in Richtung PvPvE zu drehen und damit den Weg für echte Spielerduelle zu öffnen.
Warum die PvP Balance von Anfang an sensibel war
Im Mittelpunkt der Doku steht eine ehrliche Aussage von Embarks Animationsdirektor David Dixon. Er erklärt, dass sich viele Spieler im PvP unwohl fühlen, sobald sie gegen Tryhards antreten, die mit perfekten Builds, Laser-Aim und täglicher Trainingsroutine jede Begegnung dominieren. Für Embark war genau das der Punkt, an dem die PvP Balance absolut sitzen musste. Spieler sollten Spaß haben können, auch wenn sie nicht zu den Aiming-Maschinen gehören.
Dixon beschreibt es so: Sobald du gegen echte Menschen spielst, explodiert die Vielfalt im Match. Jeder reagiert anders, jeder denkt anders, jeder nutzt das Chaos anders aus. Und genau dort entstehen Situationen, in denen Tryhards anderen die komplette Runde zerstören könnten. Embark wollte vermeiden, dass Gelegenheitsspieler das Gefühl haben, chancenlos zu sein. Die PvP Balance sollte sicherstellen, dass du auch als eher entspannter Spieler lohnende Wege findest – clever extrahieren, taktisch spielen oder Situationen umgehen, ohne direkt ausradiert zu werden.
Realität nach Release – Tryhards, Überraschungen und die PvPvE-Schleife
Zum Release fühlte sich ARC Raiders für viele Spieler wie ein frischer Koop-Titel an. Gruppen winkten sich zu, halfen beim Looten, warnten vor ARC-Patrouillen. Doch wie so oft in Extraction-Shootern schlug das Pendel schnell um. Sobald die ersten Spieler ihre Ausrüstung optimiert hatten, explodierte das PvP-Meta – härter, aggressiver, schneller. Und plötzlich war die Angst vor Tryhards wieder da: jede Begegnung angespannt, jede Sekunde potenziell tödlich.
Genau dieses Verhalten kann ich übrigens absolut bestätigen. Als ich in den ersten Tagen unterwegs war, rief gefühlt jeder Spieler ein freundliches „Don’t shoot!“ und das Ganze hatte fast schon was von einem spontanen Friedensvertrag. Heute reagieren viele überhaupt nicht mehr auf das bekannte Friedenszeichen. Stattdessen bleiben sie erstmal regungslos stehen, warten ab – und sobald du dich umdrehst oder weitergehst, fliegt dir die Kugel in den Rücken. Am nervigsten ist es aber, wenn sie am Aufzug oder an der U-Bahn campen und nur darauf lauern, dass jemand arglos einsteigt. Da wirst du schon fast paranoid, sobald sich Türen bewegen.
Interessanterweise zeigt die Doku aber auch, dass Embark genau damit gerechnet hatte. In einem PvPvE-System gehört diese Entwicklung zur Schleife. Spieler werden besser, adaptieren und nutzen jede mögliche Mechanik aus. Dennoch hebt Dixon hervor, dass ARC Raiders im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern – etwa Escape from Tarkov – deutlich mehr Raum für spontane Kooperation lässt. Und auch heute noch entstehen diese kleinen, stillen Momente der Zusammenarbeit, in denen sich Spieler gegenseitig durch gefährliche Gebiete helfen, statt sofort auf Tryhard-Modus umzuschalten.
Am Ende zeigt die Doku vor allem eines: Die Entwickler wussten sehr genau, wie schwierig es ist, eine funktionierende PvP Balance zu schaffen, die sowohl ambitionierte Shooter-Veteranen als auch Gelegenheitsspieler bei Laune hält – ohne dass Tryhards das gesamte Spielerlebnis dominieren. Ein seltener, ehrlicher Einblick, der erklärt, warum ARC Raiders heute so ist, wie es ist.
